Was passiert in der Feldenkrais-Gruppe?
Der Film zeigt einige von den vielfältigen Möglichkeiten der »Bewusstheit durch Bewegung«.
Nachgespürt … eine Teilnehmerin berichtet
„Leg‚ dich auf den Rücken und spüre nach.“
Wer Feldenkrais kennt, liebt diesen Satz
Denn was man in dieser Position durch eine kurze Beobachtung mit dem „inneren Auge“ über sich erfährt, belohnt jeden für eine Sequenz von Bewegungen, die man zuvor unter Anleitung eines Feldenkrais-Lehrers ausgeführt hat.
Die Bewegungen selbst sind unspektakulär. Sie werden langsam, ohne jede Mühe und Kraft vorgenommen, ohne Akrobatik, ohne Reißen und Stemmen – einfach fließend und flüssig.
Niemand, der sich zum ersten Mal „feldenkraisisch“ bewegt, kann vollständig erfassen, was mit seinem Körper in diesen Momenten passiert.
Man kann nur Wundersames beobachten und sich Fragen über Fragen stellen:
- Warum fühlt sich der Körper plötzlich schwerer oder leichter an?
- Warum schmiegt sich der Körper so flächig an den Boden, wo er doch eben noch, getragen von nur wenigen Auflagepunkten, stocksteif auf ihm lag?
- Warum macht der Körper in einer solch entspannten Position, mit geschlossenen Augen, keine Anstalten einzuschlafen?
- Warum fühlt sich der Körper stattdessen warm, wach, unglaublich lebendig an?
- Wer hätte gedacht, dass es an so vielen Stellen überhaupt etwas zu bewegen gibt?
- Warum treibt einem diese Art der Bewegung manchmal ein unwiderstehliches Lächeln ins Gesicht?
Da Feldenkrais das exakte Gegenteil von esoterischem Selbsterfahrungs-Hokuspokus ist, und auf wissenschaftlichen Einsichten unterschiedlichster Bereiche aufbaut, gibt es auf all diese Fragen klare Antworten. Moshé Feldenkrais bündelte bei der Entwicklung seiner Methode unter anderem Erkenntnisse aus Physik, Neurophysiologie, Anatomie, Philosophie und Verhaltensforschung.
Feldenkrais hat auch nichts mit (Kranken-) Gymnastik zu tun.
Auf den ersten Blick lassen sich - insbesondere durch die so genannte Funktionale Integration, die Einzelarbeit akute Rücken-, Schulter-, Knie- und andere orthopädische Probleme wirkungsvoll beheben. Wer aber mit seinem neuen, geschärften Bewusstsein in sich hineinhört, dem wird nicht verborgen bleiben, dass noch mehr passiert.
Die Wirkungen der Bewegungen sind vielfältig und beschränkt sich eben nicht auf ein paar Wirbel, Muskeln oder nur auf ein Gelenk: Sie berühren den ganzen Menschen, sein Denken, Fühlen und Handeln.
Feldenkrais ist eine Lehr- und Lernmethode, die uns Erwachsene wieder damit in Kontakt bringt, wie wir als Kinder unsere Erfahrungen gemacht haben: spielerisch, ohne festgestecktes Ziel, ohne auf „richtig oder falsch“ zu achten einfach, sondern einfach durch Versuch und Irrtum.
Diese Art, Bewegung neu- oder wiederzuerlernen, macht es möglich, die eigenen Bewegungsmuster und die selbst auferlegten Grenzen zu erkennen, aufzubrechen und zu überschreiten. Sie macht uns bewusst, wie eingeschränkt wir von den uns zur Verfügung stehenden Alternativen Gebrauch machen, und an welchen Stellen unseres Körpers wir uns auf eine einzige, häufig auch noch Schmerzen verursachende, Bewegungsmöglichkeit versteift haben.
Durch das bewusste Bewegen wird klar, mit wie viel überflüssiger Anstrengung unsere Gewohnheiten verbunden sind, da wir die hochintelligente Konstruktion unseres Körpers nicht zu nutzen wissen oder, was noch schlimmer ist, mit aller Kraft gegen sie arbeiten.
Der Körper darf im „feldenkraisischen“ Rahmen wieder lernen, dass er sich nicht vollständig im Dauerzustand der Anspannung befinden muss, um punktuell besonders leistungsfähig zu sein.
Im Gegenteil: Er kann wieder wirkliche Erholung erfahren, wenn „sein Mensch“ sich daran erinnert, dass er gerade nicht benötigte Muskeln einfach loslassen kann. Wenn man Feldenkrais kennen lernt, lernt man sich also selbst besser kennen.
Denn, erst einmal auf den Geschmack gekommen, findet die Selbstbeobachtung nicht nur einmal pro Woche unter Anleitung im Seminarraum statt, sondern sie wird ganz automatisch zu einem Bestandteil des Alltags und eröffnet auch hier völlig neue Perspektiven.
„Wenn Du nicht weißt, was Du tust, kannst Du nicht tun, was Du willst“
hat Moshe Feldenkrais einmal gesagt.
Und er wusste am allerbesten, dass dies für die Bewegung während einer seiner Lektionen ebenso gilt wie für die Art und Weise, wie wir uns durchs Leben bewegen.